Wir starten die Motoren - Saisonauftakttour ins Saarland

Von Jürgen Tomaszewski
mit Fotos von Daggi, Pedro, Marlies und Stephan

Der 01.Mai, Tag der Arbeit, und ich hatte mir vorgenommen, die beste aller Ehefrauen, nämlich meine, mit einer waschechten Mai Demo auf unserer Terrasse zu überraschen. Ich wollte die Internationale singen und dabei ein Schild mit der Beschriftung: "Mindestlohn auch für Rasenmähen und Sprudelkästen schleppen" herumtragen. Ich habe die Demo verschoben, weil es einen sehr stichhaltigen Grund gab, mein Heim, Ehefrau und Terrasse zu verlassen: DIE SAISON-AUFTAKTTOUR 2015

Lange angekündigt und jetzt war er da, der Abreisetag, Freitag, der 01.Mai, ohnehin arbeitsfrei, und wie geschaffen für eine Auftakttour von 76 Membern, Anwärtern und Gästen, verteilt über ca. 50 Harleys nach Nohfelden-Bosen, in unmittelbarer Nähe zum Bostalsee. Und wo liegt das alles? Im Saarland, genauer im Südwesten der Republik.Von der Fläche her das kleinste Bundesland, und mit nur 989.000 Einwohnern sogar nur das zweitkleinste, vor Bremen!

Die Wetterprognose und ein grau verhangener Himmel machte die Mitnahme von Regenkleidung zwingend erforderlich. Unsere Road Captains sammelten ihre Truppen an den verschiedensten Treffpunkten und über unterschiedliche Routen schlängelte sich die Karawane in Richtung Saarland. Ich vertraute mich unserem kleinen, grauen Leitwolf Fred an. Seine Route, und vor allem die gemütliche Mittagspause im Kloster Himmerod in Ürzig, ließ mich diese Entscheidung, wie so oft, nicht bereuen.

"Fred, auch als führender Schlittenhund in Alaska wärst du der größte!"

Begleitet von einigen wenigen Regenschauern erreichten wir am Nachmittag als dritte Gruppe unser Ziel, das Victors Seehotel Weingärtner in Nohfelden-Bosen, und reihten unsere Bikes in die schon sehr imposante Reihe der anderen Milwaukee Eisen auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz ein. Als kurz danach die letzte Gruppe einparkte und wir erfreut feststellten, dass alle unversehrt gelandet sind, schmeckte uns das erste Bier auf der Terrasse besonders gut. Erfahren, wie wir sind, bewältigten wir auch das sich daran anschließende Reinigungs-und Aufbrezel Programm in kürzester Zeit, denn das Abendessen lockte, und alle hatten Hunger! Riesenbuffet vom allerfeinsten und nach kurzer Rede von Präsi Michael, (der ohne Tattoos!) durfte unser großer, grauer Head Road Captain Wolfgang, mit der ihm hier im Saarland angeborenen Sensibilität, mit folgenden, in die Geschichte eingehenden Worten, das Buffet freigeben. Ich zitiere: "Jau, alle haben Hunger, ihr könnt jetzt essen!" Das, liebe Freunde, war ganz großes Kino, Emotion pur. Bei einigen waren die Augen nass! Ich war so ergriffen, dass ich mir fast in den Finger geschnitten hätte. Am anderen Morgen, es war kalt, aber trocken, ging es nach einem Frühstück, was auch keine Wünsche offen ließ, auf die obligatorischen Samstagstouren, zu denen sich die meisten ja schon lang vorher beim Road Captain ihres Herzens angemeldet hatten. Die großartige Saarschleife war im Programm, aber auch das benachbarte Frankreich mit einer Besichtigung der Zitadelle in Bitche, einer sehr verschlafenen Kleinstadt im Departement Moselle, Region Lothringen, war Bestandteil einer wunderbaren Tour unseres RC Andreas, Kultur inklusive. Einige ältere Bewohner von Bitche schauten schon sehr verschreckt. Vielleicht hielten sie uns für die „Nachtwölfe“ von Onkel Putin, wer weiß? Ich hätte ja auch mal ein wenig freundlicher gucken können, Entschuldigung! Alle Tourer und Hotel - Wellnesser fanden sich extrem gut gelaunt und tiefenentspannt, am Nachmittag wieder auf der Terrasse ein, und ließen das Erlebte noch einmal Revue passieren. Hier sprechen auch die Bilder für sich. Der Tageshöhepunkt stand uns aber noch bevor. Barbecue Party in der sehr gemütlichen Grillhütte des Hotels! Das ist eindeutig die Königsdisziplin des 5th Season Chapters, da kommt der Schwenkgrill mit dem Schwenken kaum nach, und alle Bären tanzten in Kettenhemden, sogar draußen im Regen, der uns wahrscheinlich schon mal einen kleinen Hinweis auf die Rückfahrt geben wollte. Scheiß egal, was interessiert uns Regen, wenn die Hütte bebt. Großes Kompliment noch an den Service des Hotels, aufmerksam, schnell und das alles professionell gestylt in Harley T-Shirts. Das hatte Stil!

Unsere sympathische Anwärterin Heike wurde in einer ergreifenden Zeremonie vom Präsi zum Member gekürt. Das Besondere und Neue daran war, dass diese Ernennung mit einem Schlag, Klaps, was auch immer, auf ihren Hintern, (Kommando: Bücken!) symbolisch besiegelt werden sollte. Diese verantwortungsvolle Aufgabe wurde unserem Safety Winnie übertragen, und was machte er daraus? Anstatt mal anständig, und mit einem bis in die hintersten Reihen hörbaren Klatscher drauf zu pfeffern, streichelte er Heikes Föttken, als wenn sie mit Nivea gecremt werden sollte. Winnie, also bitte, wie sollte Heike denn bemerken, dass sie jetzt Full Member ist, bei deinem „Softitatscher?" Das muss besser werden, sonst müssen wir dich noch zu einem SM Seminar schicken!

Irgendwann lagen wir aber auch alle in der Heia. Die, die dazu noch fähig waren, lauschten dem konstant rauschendem Regen und gingen im Geiste schon einmal die Regenkleidung für die Abfahrt durch, die wir am Sonntagmorgen, nach einem opulentem Frühstück und sorgfältiger Verstauung des Gepäcks im strömenden Regen antraten. Über mehrere Gruppen verteilt, traten wir nach innigster Verabschiedung voneinander die Heimreise an, und erreichten am Nachmittag, unversehrt an Körper und Geist, die heimatlichen Höfe.

Was gibt es noch zu sagen, schreiben, erwähnen, außer: es war eine super geile Tour, und dass das Putzen der Bikes diesmal etwas länger dauern wird.

Euer Editor wird sich jetzt wieder mit der Vorbereitung der abgebrochenen Terrassen Demo (siehe oben) beschäftigen. Über das Verhandlungsergebnis, so ich überhaupt eins erreiche, werde ich euch informieren.

Beste Grüße und Harleyluja

Jürgen