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Französische Seealpen und Haute Provence

Von Willi Kraft
mit Fotos von Eva und Willi Kraft

10./11.06.2010

In diesem Jahr wollten wir Urlaub in den Französischen Seealpen und in der Haute Provence machen. Nach verschiedenen Internet-Recherchen und einem guten Tipp haben wir uns für das "Mas du Verdon" in Castellane bei Melanie (Mel) und Edouard (Ed), zwei Holländern, entschieden. Melanie hatte in ihrem früheren Leben ein Restaurant in Maastricht und Ed fährt eine Road King. Castellane ist ein schönes Städtchen an der Route Napoleon. Von dort ist man schnell in den Bergen, die man sonst von der Tour de France kennt, aber auch schnell am Mittelmeer. Die Randbedingungen stimmten schon mal. Dass unsere Vorstellungen noch bei weitem übertroffen wurden, haben wir uns bei der Hinreise noch nicht träumen lassen. Etwa 1.100 km lagen vor uns, die Harley musste erst mal bis zum Urlaubsziel dem guten Stern (auf dem Anhänger) folgen.

12.06.2010

Erster Tag nach der Ankunft. Eva geht baden im Stausee von Castillon, ich gebe der Harley nach dem Transport auf dem Anhänger wieder die Freiheit: Durch die Großen Verdon-Schluchten bis zum Lac de Ste. Croix, anschließend etwas durch das Hinterland und zurück nach Castellane über die Route Napoleon, inges. ca. 200 km.

13.06.2010

Ich hatte Eva von meiner gestrigen Tour erzählt, sie war begeistert. Also fahren wir heute gemeinsam in die Schlucht. Die Straße, schmaler und schmaler, ist teilweise in den Fels eingehauen, so dass wir steinerne Dächer über uns haben. Am höchsten Aussichtspunkt sehen wir etwa 800 m tief in die Schlucht. Dann weiten sich die Felswände und der Lac des Ste. Croix liegt vor uns. Der See wird von der Verdon gespeist, die ihre Quelle in ungefähr 1.200 m Höhe hat. Nach einem Badenachmittag an diesem azurblauen See war das 4:0 gegen Australien ein wunderbarer Abschluss dieses Tages.

14.06.2010

Das Wetter ist klasse, Eva will noch mal baden gehen und ist mit dem Benz zum Lac de Castillane gefahren. Ed bietet mir eine Motorradtour an, die ich natürlich gerne annehme. Die erste Etappe war kurz, führte an Castellane vorbei am Lac de Chaudonne über herrliche Serpentinen nach Demandolx. Dort saßen Hilde (die wilde Hilde vom Massland-Chapter) und ihr Mann beim Kaffee. Wir setzten uns dazu und hatten viel zu erzählen. Hilde schwärmte von unserem Sommerfest vor 2 Jahren (das mit dem guten Wetter), wo sie uns mit dem Massland-Chapter besucht hatte. Die beiden betreiben auch eine kleine Pension in Castellane. Nachdem der Kaffee getrunken und alles erzählt war, sattelten wir auf und fuhren ein Stück gemeinsam. Ich fuhr als letzter hinter den dreien her und konnte das Echo der 4 Harleys von den Felswänden genießen. In St. Auban haben sich unsere Wege getrennt, die beiden mussten wieder in ihre Pension und ich folgte der Road King meines Road Captains Ed über ganz schmale Sträßchen in die Schlucht von St. Auban. Von dort sind wir über den Col des Bleine (1.400 m) nach Greolieres-Les-Neiges gefahren, ein Wintersportort, der im Sommer ausgestorben ist. Von da aus über St. Thyrse zurück nach Castellane. Alles in allem 140 km reinster Fahrspass. Abends sind wir mit Mel und Ed auf einen nahen Campingplatz essen gegangen. Das Restaurant wird von einer portugiesischen Familie geführt, wärmstens zu empfehlen.

15.06.2010

Wettermäßig der Weltuntergang. Aber wir haben ja den Vorteil, mit Harley und Auto hier zu sein. Also sind wir mit dem Benz nach Frejus-St. Raphael gefahren. Als wir dort angekommen waren gab es eine Regenpause, lang genug für unseren Stadtbummel. Als dann der Regen wieder anfing, saßen wir gemütlich in einer kleinen Hafenkneipe beim Kaffee und konnten den Leuten beim Flanieren mit Regenschirm zusehen. Zurück im Regen, der immer stärker wurde, waren wir froh, als wir Castellane endlich erreicht hatten (später haben wir erfahren, dass es durch die starken Regenfälle ganz in unserer Nähe zu einer Katastrophe mit 25 Toten gekommen ist). Abends dann ein Höhepunkt der ganz besonderen Art: An einigen Tagen kocht Mel, die in ihrem Vorleben in Maastricht ein Restaurant hatte, für ihre Gäste. Mel und Ed als Gastgeber, 6 Niederländer, 4 Engländer, die an diesem Tag mit ihren Bikes von der Toscana hier her gekommen sind, und wir haben fürstlich getafelt: Vorzügliche Küche, warmherzige Gastgeber, Gäste, die allesamt die Freuden des Lebens schätzen (wir ließen keines der Abendessen aus).

16.06.2010

Der Regen ist verschwunden, die blauen Flecken am Himmel werden größer. Wir schieben einen ruhigen Tag in Castellane und schmieden Pläne für morgen, wir wollen nämlich auf den Col D`Allos.

17.06.2010

Schon in der Nacht haben wir ein heftiges Rauschen gehört, das die Verdon unten im Tal übertönte. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Zum Frühstück sah alles schon wieder besser aus, aber in Richtung der wirklich hohen Berge haben sich die Wolken gehalten. Col D`Allos, wir kommen später! Stattdessen nehmen wir einen Tip von Ed an. Eine wirklich herrliche Passstraße hat uns nach Greolieres geführt, anschließend durch die Gorges de Loup nach Gourdon. Gourdon liegt einem Adlerhorst gleich in ca. 1.000 m Höhe auf einer Felsspitze. Von dort hat man einen Ausblick über Grasse, Antibes oder Cannes bis zum Mittelmeer. Von Gourdon dann eine Schussfahrt nach Grasse und von da über die Route Napoleon zurück nach Castellane. Das waren alles in allem ca. 150 km abwechslungsreiche Kilometer, mehr war heute nicht drin, denn um 19.00 Uhr erwartet uns Mel zu einem weitern Dinner.

18.06.2010

Heute haben wir nicht viel Zeit eine große Tour zu machen, denn um 13.30 spielt Deutschland gegen Serbien. Wir haben uns für dieses Zeitfenster die Route du Crete vorgenommen, ein Rundkurs, der atemberaubende Einblicke in die Verdon-Schlucht bietet. Das Fußballspiel sehen wir in unserem Appartement, plötzlich ertönt eine Trillerpfeife. Das kam doch nicht vom Fernseher, oder? Vor unserer Tür steht Ed als Oranje verkleidet (ab sofort unser Maskottchen) und schaut sich mit uns das Spiel an. Hat auch nichts genutzt, wir haben 1:0 verloren. nach dem Spiel fuhren Ed und ich mal gerade Tanken. Hat ungefähr 2 Stunden gedauert und brachte Kurven und Spitzkehren ohne Ende, insgesamt mit der Route du Crete am Vormittag etwa 130 km.

19.06.2010

Nachdem wir bereits einmal wegen des schlechten Wetters die Gipfel-Route aufgeschoben hatten, wollten wir heute gemeinsam mit Ed auf unseren Harleys den Col d`Allos und den Col da la Cayolle erklimmen. Ed fuhr auf schönen Straßen entlang der Verdon als Road Captain auf seiner Road King vor. Auf einmal hielt er an und zeigte auf fette Wolken, die sich auf dem Massiv, das wir überqueren wollten, zusammengebraut hatten. Also haben wir unsere Pläne geändert und die Route dem Wetter angepasst. Als wir am Nachmittag zurückgekommen sind, hatten wir wieder Landschaften auf traumhaften Straßen durchquert, Pässe und Schluchten durchfahren, Orte gesehen, die an den Felswänden klebten und 152 km zurück gelegt.

20.06.2010

Um Castellane herum war es zwar noch trocken, aber nach einem Sonnentag sah es nicht aus. Wir hatten schon mehrere Male erlebt, dass die Wolken in den Bergen festgehalten wurden, es aber am Mittelmeer schön ist. Also ab ins Auto, St. Tropez war unser Ziel. Eva war auf der Suche nach Alan Delon, ich wollte mir mit BB einen schönen Nachmittag machen. Auf der Fahrt regnete es, hagelte es, aber je näher wir ans Mittelmeer kamen, desto größer wurden die blauen Flecken am Himmel und aus Kiefern wurden Pinien. St. Tropez ist wohl auch nicht mehr ganz das, was es mal war; in den Vororten kann man heute bei Schlecker, Lidl und Co. einkaufen. Das tat unserer Entdeckerlust keinen Abbruch. Das Städtchen selbst ist überschaubar, fast noch ein Dorf und von malerischen Gassen durchzogen, in denen mal mehr mal weniger teuere Boutiquen auf Touristen und auf die Reichen und Schönen warten. Als ich mir einen Pullover (blau, mit V-Ausschnitt) kaufen wollte, hat mir Eva die rote Karte gezeigt. Dabei hätte ich das Teil für schlappe 650€ haben können. Abends haben uns Mel und Ed zum Salat eingeladen, dazu gekommen sind noch Chantal und Gerard, deren Freunde aus Belgien. Hat mal wieder köstlich geschmeckt, nur hat nun meine zweitletzte saubere Hose an einer sehr prekären Stelle einen Olivenölfleck. Als die 1,2 Promille-Grenze überschritten war, haben Ed und ich die Gitarren von der Wand geholt und einige Songs zum Besten gegeben. Wir waren richtig gut; als gemeinsames Schlusslied dröhnte dann Freddy Quinn`s "Junge, komm bald wieder" durch das sonst so stille Tal der Verdon.

21.06.2010

Heute habe ich frei, denn Eva fährt mit Mel und Chantal nach Cannes zum Shoppen. Ed musste arbeiten, also habe ich die Harley alleine gesattelt, denn die Stimmen in meinem Kopf, die nach Col d`Allos und nach Col da la Cayolle riefen, wurden immer lauter. Losgefahren in Castellane bei schönstem Sonnenwetter braute sich vor Allos wieder eine düstere Regenfront zusammen. Angehalten, die Harley gewendet, zurückgebrüllt "aber ich kriege euch noch" bin ich über Demandolx, Soleillhas, Les Lattes, Bargème auf einen Kaffee nach Bargemon gefahren, ein malerisches Städtchen an einem Berghang. Dort habe ich auf dem winzigen Marktplatz direkt vor dem Kaffee die Harley geparkt. War natürlich Halteverbot, aber ich dachte, so ne schlanke Harley passt da wohl gut hin. Ein wenig später stellte sich ein fetter Van dahinter, die Leute stiegen aus und gingen weg. Und noch ein wenig später kam der Polizist. Schaute sich meine Harley mit bewundernden und auch ein wenig sehnsüchtigen Blicken an, konnte sich endlich losreißen, ging weiter und verpasste dem Van einen Strafzettel. Es gibt sie also doch, die Gerechtigkeit! 151 herrliche km abgerissen.

22.06.2010

Azurblauer Himmel nach dem Frühstück, kein Wölkchen weit und breit. Schnell haben Eva und ich die Harley gesattelt, denn der Berg ruft! Heute endlich wollten wir den Col d`Allos erklimmen. Die Strecke führte von Castellane immer an der Verdon entlang, die irgendwo am Allos ihre Quelle hat. Von wegen, auf der Alm, da gibt`s kei Sünd! Wir mussten unterwegs tanken, war schon recht hoch im Gebirge, da haben sie uns 1,53 € für den Sprit abgeknöpft, Liter für Liter (im Tal hat es zu der Zeit weit unter 1,40 gekostet). Vorbei an kleinen Dörfern und großen Geisterstädten, die nur während der Wintersportzeit belebt sind, haben wir die letzten Serpentinen und Spitzkehren zum Col d`Allos erklommen. Ein traumhafter Blick von dort in alle Himmelsrichtungen, in Motorradklamotten die letzten paar hundert Meter zum Gipfel, einige Bilder gemacht, lauthals "Blau, blau blau blüht der Enzian" gesungen und uns dann wieder auf den Rückweg gemacht, Castellane haben wir nach insgesamt 146 km wieder erreicht. Wir konnten heute nicht so lange ausbleiben, denn für den Nachmittag haben sich die 3 Colonias (Fred, Doris und Jule) angesagt, die auf dem Rückweg von den Barcelona Harley Days bei uns Station machen wollten. Schnell haben die 3 sich dann in ihr Hotel eingecheckt, die Harleys versorgt, geduscht und sind dann mit zu uns ins Mas du Verdon, wo Melanie wieder ganz hervorragend gekocht hat. Der Abend wurde zur stimmungsvollen Sause, bald hallten kölsche Töne durch das Verdon-Tal.

23.06.2010

Ich weiß nicht, ob sich Jule, Doris und Fred so richtig ausschlafen konnten, denn am nächsten Morgen wollten Ed und ich die 3 Colonias ein Stück in Richtung Heimat begleiten. Ed auf seiner Road King macht wieder den bewährten Road Captain, dahinter Jule auf ihrer schlanken Sporty, dann Fred mit Doris auf der Heritage Softail und als letzter zockelte ich auf meiner Dyna hinterher. Vorbei am Lac du Castillon, durch die Schlucht von Daluis über Giullaumes auf den Col de la Cayolle, 2.300 m hoch. Unterwegs Murmeltiere gesehen, in einem Bergdorf die letzten Hühnereier in Form von Omelettes gegessen. Mit unserem Harley-Quartett sind wir dann bis Barcelonette gefahren, wo wir uns von Fred, Doris und Jule verabschiedet hatten, die weiter in Richtung Deutschland mussten. Ed und ich nahmen dann den Weg über den Col d`Allos, diesmal Aufstieg von der Nordseite, und dann nach Castellane zurück. Nach 224 abwechslungsreichen Kilometern haben wir abends zusammen Fußball geguckt und gegen Ghana 1:0 gewonnen. Geht doch!

24.06.2010

Eva hatte sich mit Chantal und Gerard zum Wandern in der Verdon-Schlucht verabredet, da wollte ich nicht mit und was lag näher, als auf der Harley einen auf "Lonesome Rider" zu machen? Nochmal durch die Schlucht von Daluis, dann über Valberg durch die Schlucht von Cinans, eine Traumstraße umrandet von roten Felsen und anschließend wieder ins Tal. Kurzer Kaffee und Baguette-Stopp in Entrevaux und anschließend zurück nach Castellane. Nach 164 km hatte ich richtigen Heißhunger auf die Köstlichkeiten, die Mel für diesen Abend wieder vorbereitet hatte.

25.06.2010

Der Urlaub geht langsam zu Ende, das Wetter ist o.k., daher möchte ich Eva die Highlights zeigen, die ich ohne sie erfahren habe. Zuerst über die Gorge de Daluis zum Col de la Cayolle. Dort oben haben wir nochmal die Murmeltiere bestaunt und dann über Guillaumes nach Peone zu fahren, ein wahrer Kurvenrausch! Anschließend ging es über Valberg durch die Gorge de Cians und vorbei am Lac du Castillon. Nach insgesamt 222 km waren wir wieder im Mas du Verdon.

26.06.2010

In Castellane eine ruhige Kugel geschoben, Geschenke gekauft. Trotz guten Wetter hatte die Harley Ruhetag.

27.06.2010

Morgen geht es wieder heim und wir haben noch keine blühenden Lavendelfelder gesehen. Da müssen wir vorher noch einmal durch diese traumhafte Schlucht der Verdon fahren, lassen am Ende den Lac du Ste. Croix links liegen, fahren vorbei an Moustiers, weiter in die Haute Provence. Schnell ändert sich das Landschaftsbild, wird "provencialisch". Wir erfreuen uns an bunten Blumenwiesen und finden Felder mit der beginnenden Lavendelblüte. Schon bald aber mussten wir wieder zurück, denn heute steht schließlich noch der Klassiker Deutschland gegen England auf dem Programm. Nach 108 km waren wir wieder im Mas du Verdon bei Mel und Ed und den übrigen Gästen. Deutschland hat 4:1 gewonnen; abends kocht Melanie nochmal, wir zelebrieren unser Abschiedsessen.

28.06.2010

Nach dem Frühstück wollten wir eigentlich sofort los, aber ich musste erst noch mit der Alarmanlage der Harley kämpfen, die nun wieder auf dem Anhänger festgezurrt war. Im Auto fiel es uns leicht, sofort ein Resumee zu ziehen. Es war ein klasse Urlaub für uns in einer wunderschönen Umgebung mit vielen Möglichkeiten, die wir noch lange nicht alle ausgeschöpft haben. Bei Mel und Ed im Mas du Verdon haben wir uns sofort heimisch gefühlt; wir sind als Gäste gekommen und als Freunde wieder gefahren. Und wir kommen wieder. Selbst wenn Holland in diesem Jahr die Fußball WM gewinnen sollte.

 

Französische Seealpen und Haute Provence

Von Willi Kraft
mit Fotos von Eva und Willi Kraft

10./11.06.2010

In diesem Jahr wollten wir Urlaub in den Französischen Seealpen und in der Haute Provence machen. Nach verschiedenen Internet-Recherchen und einem guten Tipp haben wir uns für das "Mas du Verdon" in Castellane bei Melanie (Mel) und Edouard (Ed), zwei Holländern, entschieden. Melanie hatte in ihrem früheren Leben ein Restaurant in Maastricht und Ed fährt eine Road King. Castellane ist ein schönes Städtchen an der Route Napoleon. Von dort ist man schnell in den Bergen, die man sonst von der Tour de France kennt, aber auch schnell am Mittelmeer. Die Randbedingungen stimmten schon mal. Dass unsere Vorstellungen noch bei weitem übertroffen wurden, haben wir uns bei der Hinreise noch nicht träumen lassen. Etwa 1.100 km lagen vor uns, die Harley musste erst mal bis zum Urlaubsziel dem guten Stern (auf dem Anhänger) folgen.

12.06.2010

Erster Tag nach der Ankunft. Eva geht baden im Stausee von Castillon, ich gebe der Harley nach dem Transport auf dem Anhänger wieder die Freiheit: Durch die Großen Verdon-Schluchten bis zum Lac de Ste. Croix, anschließend etwas durch das Hinterland und zurück nach Castellane über die Route Napoleon, inges. ca. 200 km.

13.06.2010

Ich hatte Eva von meiner gestrigen Tour erzählt, sie war begeistert. Also fahren wir heute gemeinsam in die Schlucht. Die Straße, schmaler und schmaler, ist teilweise in den Fels eingehauen, so dass wir steinerne Dächer über uns haben. Am höchsten Aussichtspunkt sehen wir etwa 800 m tief in die Schlucht. Dann weiten sich die Felswände und der Lac des Ste. Croix liegt vor uns. Der See wird von der Verdon gespeist, die ihre Quelle in ungefähr 1.200 m Höhe hat. Nach einem Badenachmittag an diesem azurblauen See war das 4:0 gegen Australien ein wunderbarer Abschluss dieses Tages.

14.06.2010

Das Wetter ist klasse, Eva will noch mal baden gehen und ist mit dem Benz zum Lac de Castillane gefahren. Ed bietet mir eine Motorradtour an, die ich natürlich gerne annehme. Die erste Etappe war kurz, führte an Castellane vorbei am Lac de Chaudonne über herrliche Serpentinen nach Demandolx. Dort saßen Hilde (die wilde Hilde vom Massland-Chapter) und ihr Mann beim Kaffee. Wir setzten uns dazu und hatten viel zu erzählen. Hilde schwärmte von unserem Sommerfest vor 2 Jahren (das mit dem guten Wetter), wo sie uns mit dem Massland-Chapter besucht hatte. Die beiden betreiben auch eine kleine Pension in Castellane. Nachdem der Kaffee getrunken und alles erzählt war, sattelten wir auf und fuhren ein Stück gemeinsam. Ich fuhr als letzter hinter den dreien her und konnte das Echo der 4 Harleys von den Felswänden genießen. In St. Auban haben sich unsere Wege getrennt, die beiden mussten wieder in ihre Pension und ich folgte der Road King meines Road Captains Ed über ganz schmale Sträßchen in die Schlucht von St. Auban. Von dort sind wir über den Col des Bleine (1.400 m) nach Greolieres-Les-Neiges gefahren, ein Wintersportort, der im Sommer ausgestorben ist. Von da aus über St. Thyrse zurück nach Castellane. Alles in allem 140 km reinster Fahrspass. Abends sind wir mit Mel und Ed auf einen nahen Campingplatz essen gegangen. Das Restaurant wird von einer portugiesischen Familie geführt, wärmstens zu empfehlen.

15.06.2010

Wettermäßig der Weltuntergang. Aber wir haben ja den Vorteil, mit Harley und Auto hier zu sein. Also sind wir mit dem Benz nach Frejus-St. Raphael gefahren. Als wir dort angekommen waren gab es eine Regenpause, lang genug für unseren Stadtbummel. Als dann der Regen wieder anfing, saßen wir gemütlich in einer kleinen Hafenkneipe beim Kaffee und konnten den Leuten beim Flanieren mit Regenschirm zusehen. Zurück im Regen, der immer stärker wurde, waren wir froh, als wir Castellane endlich erreicht hatten (später haben wir erfahren, dass es durch die starken Regenfälle ganz in unserer Nähe zu einer Katastrophe mit 25 Toten gekommen ist). Abends dann ein Höhepunkt der ganz besonderen Art: An einigen Tagen kocht Mel, die in ihrem Vorleben in Maastricht ein Restaurant hatte, für ihre Gäste. Mel und Ed als Gastgeber, 6 Niederländer, 4 Engländer, die an diesem Tag mit ihren Bikes von der Toscana hier her gekommen sind, und wir haben fürstlich getafelt: Vorzügliche Küche, warmherzige Gastgeber, Gäste, die allesamt die Freuden des Lebens schätzen (wir ließen keines der Abendessen aus).

16.06.2010

Der Regen ist verschwunden, die blauen Flecken am Himmel werden größer. Wir schieben einen ruhigen Tag in Castellane und schmieden Pläne für morgen, wir wollen nämlich auf den Col D`Allos.

17.06.2010

Schon in der Nacht haben wir ein heftiges Rauschen gehört, das die Verdon unten im Tal übertönte. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Zum Frühstück sah alles schon wieder besser aus, aber in Richtung der wirklich hohen Berge haben sich die Wolken gehalten. Col D`Allos, wir kommen später! Stattdessen nehmen wir einen Tip von Ed an. Eine wirklich herrliche Passstraße hat uns nach Greolieres geführt, anschließend durch die Gorges de Loup nach Gourdon. Gourdon liegt einem Adlerhorst gleich in ca. 1.000 m Höhe auf einer Felsspitze. Von dort hat man einen Ausblick über Grasse, Antibes oder Cannes bis zum Mittelmeer. Von Gourdon dann eine Schussfahrt nach Grasse und von da über die Route Napoleon zurück nach Castellane. Das waren alles in allem ca. 150 km abwechslungsreiche Kilometer, mehr war heute nicht drin, denn um 19.00 Uhr erwartet uns Mel zu einem weitern Dinner.

18.06.2010

Heute haben wir nicht viel Zeit eine große Tour zu machen, denn um 13.30 spielt Deutschland gegen Serbien. Wir haben uns für dieses Zeitfenster die Route du Crete vorgenommen, ein Rundkurs, der atemberaubende Einblicke in die Verdon-Schlucht bietet. Das Fußballspiel sehen wir in unserem Appartement, plötzlich ertönt eine Trillerpfeife. Das kam doch nicht vom Fernseher, oder? Vor unserer Tür steht Ed als Oranje verkleidet (ab sofort unser Maskottchen) und schaut sich mit uns das Spiel an. Hat auch nichts genutzt, wir haben 1:0 verloren. nach dem Spiel fuhren Ed und ich mal gerade Tanken. Hat ungefähr 2 Stunden gedauert und brachte Kurven und Spitzkehren ohne Ende, insgesamt mit der Route du Crete am Vormittag etwa 130 km.

19.06.2010

Nachdem wir bereits einmal wegen des schlechten Wetters die Gipfel-Route aufgeschoben hatten, wollten wir heute gemeinsam mit Ed auf unseren Harleys den Col d`Allos und den Col da la Cayolle erklimmen. Ed fuhr auf schönen Straßen entlang der Verdon als Road Captain auf seiner Road King vor. Auf einmal hielt er an und zeigte auf fette Wolken, die sich auf dem Massiv, das wir überqueren wollten, zusammengebraut hatten. Also haben wir unsere Pläne geändert und die Route dem Wetter angepasst. Als wir am Nachmittag zurückgekommen sind, hatten wir wieder Landschaften auf traumhaften Straßen durchquert, Pässe und Schluchten durchfahren, Orte gesehen, die an den Felswänden klebten und 152 km zurück gelegt.

20.06.2010

Um Castellane herum war es zwar noch trocken, aber nach einem Sonnentag sah es nicht aus. Wir hatten schon mehrere Male erlebt, dass die Wolken in den Bergen festgehalten wurden, es aber am Mittelmeer schön ist. Also ab ins Auto, St. Tropez war unser Ziel. Eva war auf der Suche nach Alan Delon, ich wollte mir mit BB einen schönen Nachmittag machen. Auf der Fahrt regnete es, hagelte es, aber je näher wir ans Mittelmeer kamen, desto größer wurden die blauen Flecken am Himmel und aus Kiefern wurden Pinien. St. Tropez ist wohl auch nicht mehr ganz das, was es mal war; in den Vororten kann man heute bei Schlecker, Lidl und Co. einkaufen. Das tat unserer Entdeckerlust keinen Abbruch. Das Städtchen selbst ist überschaubar, fast noch ein Dorf und von malerischen Gassen durchzogen, in denen mal mehr mal weniger teuere Boutiquen auf Touristen und auf die Reichen und Schönen warten. Als ich mir einen Pullover (blau, mit V-Ausschnitt) kaufen wollte, hat mir Eva die rote Karte gezeigt. Dabei hätte ich das Teil für schlappe 650€ haben können. Abends haben uns Mel und Ed zum Salat eingeladen, dazu gekommen sind noch Chantal und Gerard, deren Freunde aus Belgien. Hat mal wieder köstlich geschmeckt, nur hat nun meine zweitletzte saubere Hose an einer sehr prekären Stelle einen Olivenölfleck. Als die 1,2 Promille-Grenze überschritten war, haben Ed und ich die Gitarren von der Wand geholt und einige Songs zum Besten gegeben. Wir waren richtig gut; als gemeinsames Schlusslied dröhnte dann Freddy Quinn`s "Junge, komm bald wieder" durch das sonst so stille Tal der Verdon.

21.06.2010

Heute habe ich frei, denn Eva fährt mit Mel und Chantal nach Cannes zum Shoppen. Ed musste arbeiten, also habe ich die Harley alleine gesattelt, denn die Stimmen in meinem Kopf, die nach Col d`Allos und nach Col da la Cayolle riefen, wurden immer lauter. Losgefahren in Castellane bei schönstem Sonnenwetter braute sich vor Allos wieder eine düstere Regenfront zusammen. Angehalten, die Harley gewendet, zurückgebrüllt "aber ich kriege euch noch" bin ich über Demandolx, Soleillhas, Les Lattes, Bargème auf einen Kaffee nach Bargemon gefahren, ein malerisches Städtchen an einem Berghang. Dort habe ich auf dem winzigen Marktplatz direkt vor dem Kaffee die Harley geparkt. War natürlich Halteverbot, aber ich dachte, so ne schlanke Harley passt da wohl gut hin. Ein wenig später stellte sich ein fetter Van dahinter, die Leute stiegen aus und gingen weg. Und noch ein wenig später kam der Polizist. Schaute sich meine Harley mit bewundernden und auch ein wenig sehnsüchtigen Blicken an, konnte sich endlich losreißen, ging weiter und verpasste dem Van einen Strafzettel. Es gibt sie also doch, die Gerechtigkeit! 151 herrliche km abgerissen.

22.06.2010

Azurblauer Himmel nach dem Frühstück, kein Wölkchen weit und breit. Schnell haben Eva und ich die Harley gesattelt, denn der Berg ruft! Heute endlich wollten wir den Col d`Allos erklimmen. Die Strecke führte von Castellane immer an der Verdon entlang, die irgendwo am Allos ihre Quelle hat. Von wegen, auf der Alm, da gibt`s kei Sünd! Wir mussten unterwegs tanken, war schon recht hoch im Gebirge, da haben sie uns 1,53 € für den Sprit abgeknöpft, Liter für Liter (im Tal hat es zu der Zeit weit unter 1,40 gekostet). Vorbei an kleinen Dörfern und großen Geisterstädten, die nur während der Wintersportzeit belebt sind, haben wir die letzten Serpentinen und Spitzkehren zum Col d`Allos erklommen. Ein traumhafter Blick von dort in alle Himmelsrichtungen, in Motorradklamotten die letzten paar hundert Meter zum Gipfel, einige Bilder gemacht, lauthals "Blau, blau blau blüht der Enzian" gesungen und uns dann wieder auf den Rückweg gemacht, Castellane haben wir nach insgesamt 146 km wieder erreicht. Wir konnten heute nicht so lange ausbleiben, denn für den Nachmittag haben sich die 3 Colonias (Fred, Doris und Jule) angesagt, die auf dem Rückweg von den Barcelona Harley Days bei uns Station machen wollten. Schnell haben die 3 sich dann in ihr Hotel eingecheckt, die Harleys versorgt, geduscht und sind dann mit zu uns ins Mas du Verdon, wo Melanie wieder ganz hervorragend gekocht hat. Der Abend wurde zur stimmungsvollen Sause, bald hallten kölsche Töne durch das Verdon-Tal.

23.06.2010

Ich weiß nicht, ob sich Jule, Doris und Fred so richtig ausschlafen konnten, denn am nächsten Morgen wollten Ed und ich die 3 Colonias ein Stück in Richtung Heimat begleiten. Ed auf seiner Road King macht wieder den bewährten Road Captain, dahinter Jule auf ihrer schlanken Sporty, dann Fred mit Doris auf der Heritage Softail und als letzter zockelte ich auf meiner Dyna hinterher. Vorbei am Lac du Castillon, durch die Schlucht von Daluis über Giullaumes auf den Col de la Cayolle, 2.300 m hoch. Unterwegs Murmeltiere gesehen, in einem Bergdorf die letzten Hühnereier in Form von Omelettes gegessen. Mit unserem Harley-Quartett sind wir dann bis Barcelonette gefahren, wo wir uns von Fred, Doris und Jule verabschiedet hatten, die weiter in Richtung Deutschland mussten. Ed und ich nahmen dann den Weg über den Col d`Allos, diesmal Aufstieg von der Nordseite, und dann nach Castellane zurück. Nach 224 abwechslungsreichen Kilometern haben wir abends zusammen Fußball geguckt und gegen Ghana 1:0 gewonnen. Geht doch!

24.06.2010

Eva hatte sich mit Chantal und Gerard zum Wandern in der Verdon-Schlucht verabredet, da wollte ich nicht mit und was lag näher, als auf der Harley einen auf "Lonesome Rider" zu machen? Nochmal durch die Schlucht von Daluis, dann über Valberg durch die Schlucht von Cinans, eine Traumstraße umrandet von roten Felsen und anschließend wieder ins Tal. Kurzer Kaffee und Baguette-Stopp in Entrevaux und anschließend zurück nach Castellane. Nach 164 km hatte ich richtigen Heißhunger auf die Köstlichkeiten, die Mel für diesen Abend wieder vorbereitet hatte.

25.06.2010

Der Urlaub geht langsam zu Ende, das Wetter ist o.k., daher möchte ich Eva die Highlights zeigen, die ich ohne sie erfahren habe. Zuerst über die Gorge de Daluis zum Col de la Cayolle. Dort oben haben wir nochmal die Murmeltiere bestaunt und dann über Guillaumes nach Peone zu fahren, ein wahrer Kurvenrausch! Anschließend ging es über Valberg durch die Gorge de Cians und vorbei am Lac du Castillon. Nach insgesamt 222 km waren wir wieder im Mas du Verdon.

26.06.2010

In Castellane eine ruhige Kugel geschoben, Geschenke gekauft. Trotz guten Wetter hatte die Harley Ruhetag.

27.06.2010

Morgen geht es wieder heim und wir haben noch keine blühenden Lavendelfelder gesehen. Da müssen wir vorher noch einmal durch diese traumhafte Schlucht der Verdon fahren, lassen am Ende den Lac du Ste. Croix links liegen, fahren vorbei an Moustiers, weiter in die Haute Provence. Schnell ändert sich das Landschaftsbild, wird "provencialisch". Wir erfreuen uns an bunten Blumenwiesen und finden Felder mit der beginnenden Lavendelblüte. Schon bald aber mussten wir wieder zurück, denn heute steht schließlich noch der Klassiker Deutschland gegen England auf dem Programm. Nach 108 km waren wir wieder im Mas du Verdon bei Mel und Ed und den übrigen Gästen. Deutschland hat 4:1 gewonnen; abends kocht Melanie nochmal, wir zelebrieren unser Abschiedsessen.

28.06.2010

Nach dem Frühstück wollten wir eigentlich sofort los, aber ich musste erst noch mit der Alarmanlage der Harley kämpfen, die nun wieder auf dem Anhänger festgezurrt war. Im Auto fiel es uns leicht, sofort ein Resumee zu ziehen. Es war ein klasse Urlaub für uns in einer wunderschönen Umgebung mit vielen Möglichkeiten, die wir noch lange nicht alle ausgeschöpft haben. Bei Mel und Ed im Mas du Verdon haben wir uns sofort heimisch gefühlt; wir sind als Gäste gekommen und als Freunde wieder gefahren. Und wir kommen wieder. Selbst wenn Holland in diesem Jahr die Fußball WM gewinnen sollte.

 



Bild 1/25
Rast


Bild 2/25
Unser Domizil "Mas du Verdun" in Castellane


Bild 3/25
Lac de Ste Croix


Bild 4/25
On the road again


Bild 5/25
2 Bigtwins vor dem Rathaus


Bild 6/25
überdachte Straßen


Bild 7/25
Wie kommen wir aus der Schlucht heraus?


Bild 8/25
St. Tropez ist bekannt für schöne Frauen


Bild 9/25
Bad in der Menge


Bild 10/25
Abendstimmung


Bild 11/25
im Halteverbot


Bild 12/25


Bild 13/25


Bild 14/25


Bild 15/25
Auf dem Gipfel


Bild 16/25
Col d`Allos


Bild 17/25
Abstieg


Bild 18/25
Vier Harleys im Gebirge


Bild 19/25
Jule, Doris, Fres, Ed und Willi haben den Col de la Cayolle bezwungen


Bild 20/25


Bild 21/25
Unser holländischer Gestgeber Ed wird auf das Spiel Deutschland - Ghana vorbereitet


Bild 22/25
Eva wandert in der Verdon - Schlucht


Bild 23/25


Bild 24/25


Bild 25/25
Unterstützung für die Oranjes